Die 65. Jahrestagung der Permanent International Altaistic Conference (PIAC) in Astana

Source: Michael Knüppel: Die 65. Jahrestagung der Permanent International Altaistic Conference (PIAC) in Astana. In: Journal of Oriental and African Studies, vol. 32, 2023, Athens, pp. 258–265.

Die 65. Jahrestagung der Permanent International Altaistic Conference (PIAC) in Astana

von Michael Knüppel

Vom 30. Ju­li bis 4. Au­gust 2023 wur­de im ka­sa­chi­schen As­ta­na die 65. Jah­res­ta­gung der Per­ma­nent In­ter­na­tio­nal Al­tais­tic Con­fe­rence (PIAC) aus­ge­rich­tet. Gast­ge­ber war die School of Scien­ces and Hu­ma­ni­ties der Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty. Er­öff­net wur­de die Jah­res­ta­gung am 30. Ju­li vom Prä­si­den­ten der 65. Jah­res­ta­gung, Prof. Dr. Uli Scha­mil­og­lu. Ge­folgt wur­de die Er­öff­nungs­an­spra­che des Prä­si­den­ten von ei­ner sol­chen des Prä­si­den­ten der In­ter­na­tio­nal Tur­kic Aca­de­my, Sha­hin Mus­ta­fa­yev, der Ac­ting Pro­vost of Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty, Lo­ret­ta O’Don­nell, des Ac­ting Dean der School of Scien­ces and Hu­ma­ni­ties der Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty, An­ton De­siat­ni­kov, des Prä­si­den­ten der 36. Jah­res­ta­gung der PIAC (in Al­ma­ty), Yer­den Ka­zhy­bek, und des Ge­ne­ral­se­kre­tärs der PIAC, Oli­ver Corff. Im An­schluß hier­an wur­den die PIAC-Me­dail­le (vor­mals „In­dia­na Uni­ver­si­ty Prize for Al­taic Stu­dies“) ver­lie­hen – die dies­jäh­ri­ge Preis­trä­ge­rin ist Prof. Dr. Bar­ba­ra Kell­ner-Hein­ke­le – und die „Con­fes­sions“, d.h. die Be­rich­te über die ab­ge­schlos­se­nen, lau­fen­den und künf­ti­gen Ar­bei­ten der Teil­neh­mer, ab­ge­hal­ten.

Den Kreis der eigent­li­chen Vor­trä­ge er­öff­ne­te, stell­ver­tre­tend für den Prä­si­den­ten der In­ter­na­tio­nal Tur­kic Aca­de­my, Na­pil Ba­zyl­han, mit sei­nem Bei­trag „The re­sults of joint ar­chaeo­lo­gi­cal ex­pe­di­tions of ‘Nom­gon-2019’ and ‘Nom­gon-2022’“, wel­cher dem 1. Pa­nel vor­an­ge­stellt war. In dem Vor­trag selbst be­rich­te­te der Re­fe­rent von den Er­geb­nis­sen der Gra­bungs-Kam­pag­nen und stell­te hier­bei zum ers­ten Mal öf­fent­lich auch ver­schie­de­ne der „ru­nen“-tür­ki­schen In­schrif­ten auf eini­gen der auf­ge­fun­de­nen Mo­nu­men­te vor. Ins­ge­samt dürf­te aus den ent­deck­ten Schrift­zeug­nis­sen eine er­neu­te Be­rei­che­rung des „ru­nen“-tür­ki­schen Cor­pus re­sul­tie­ren, wenn man be­denkt, daß an den Gra­bungs­plät­zen bei wei­tem noch nicht al­les zu­ta­ge ge­för­dert wur­de.

Der ers­te Vor­trag des 1. Pa­nels, „Cul­tu­ral his­to­ry of In­ner Asia“, „Il­te­ris Kut­lug Ka­gan – in writ­ten sour­ces“, wur­de von Gul­zha­mal Dzha­man­ku­lo­va (Zhu­sup Ba­la­sa­gun Kyr­gyz Na­tio­nal Uni­ver­si­ty) ge­hal­ten. In dem Bei­trag wand­te sich die Re­fe­ren­tin der Dar­stel­lung Il­te­ris Kut­lug Ka­gans in den „ru­nen“-tür­ki­schen Schrift­zeug­nis­sen zu, wo­bei sie sich vor al­lem mit den ver­schie­de­nen er­zäh­le­ri­schen Mit­teln, die die his­to­ri­schen Er­eig­nis­se be­schrei­ben, aus­ein­an­der­setz­te. Ge­folgt wur­de die­ser Vor­trag von je­nem Ma Xiao­lins (Nan­kai Uni­ver­si­ty) „Chi­nese sour­ces on the Mon­gol sha­mans in the Yuan court“, in wel­chem sich der Re­fe­rent mit den scha­ma­ni­schen Ri­tua­len am Ho­fe der Yuán-Kai­ser be­schäf­tig­te. Es han­del­te sich hier­bei, wie der Bei­trä­ger zu Recht an­merk­te, um ei­nen Ge­gen­stand, dem bis­lang zu we­nig Auf­merk­sam­keit zu­teil wur­de, was wohl dem Um­stand ge­schul­det sein dürf­te, daß die be­ste­hen­den Quel­len na­he­zu al­le­samt in chi­ne­si­scher Spra­che ab­ge­faßt sind. Im Vor­trag wur­den eini­ge bis jetzt nicht be­ach­te­te Do­ku­men­te resp. An­ga­ben aus sol­chen zu Trance, Feuer­an­be­tung, Op­fer, Man­tik etc. be­han­delt und die An­ga­ben an­hand mon­go­li­scher und per­si­scher Quel­len be­trach­tet. An die­sen Bei­trag an­schlie­ßend trug Qiu Zhi­rong (Ren­min Uni­ver­si­ty of Chi­na) über „Mi­gra­tion and iden­ti­ty: An Öl­ber­li fa­mi­ly in Chi­na in the 3-4 cen­tu­ries“ vor. Hier­bei wur­de die bis­he­ri­ge For­schung zum Na­men Öl­ber­li nach­ge­zeich­net und be­tont, daß die je­wei­li­gen Au­to­ren einer für den Ge­gen­stand be­deut­sa­men chi­ne­si­schen Quel­le – der In­schrift ei­ner Öl­ber­li-Fa­mi­lie aus dem 14. Jh. – bis­lang kei­ne Auf­merk­sam­keit hat­ten zu­teil wer­den las­sen und be­han­del­te aus­führ­lich den Wan­der­weg die­ser Fa­mi­lie von Zen­tral­asien nach Süd-Chi­na wäh­rend der Yuán-Zeit, un­ter Be­rück­sich­ti­gung ih­rer eth­ni­schen, re­li­giö­sen und kul­tu­rel­len Iden­ti­tät. In dem das Pa­nel be­schlie­ßen­den Vor­trag von Alice Crow­ther (École pra­tique des Hautes Études, Pa­ris), „The at­las of the Muk­den hun­ting grounds (Sheng­jing wei­chang quan­tu 盛京圍场全圖) in the Chi­nese col­lec­tions of the Col­lège de France“, stell­te die Re­fe­ren­tin ei­ne Samm­lung von 104 hand­ge­zeich­ne­ten Kar­ten eben je­ner Jagd­grün­de, die wohl um 1839 ent­stan­den sind, vor und stell­te die­ses Ma­te­rial in ei­nen kul­tur­his­to­ri­schen Zu­sam­men­hang so­wie zur heu­ti­gen to­po­gra­phi­schen Si­tua­tion.

Das 2. Pa­nel, „The lost he­ri­tage“, wur­de mit dem Vor­trag von Ákos Ber­ta­lan Apa­tócz­ky (Ká­ro­li Gás­pár Uni­ver­si­ty of the Re­formed Church in Hun­ga­ry) „For­got­ten ma­nu­scripts and other Si­no-Bar­ba­ri­ca from Louis Li­ge­ti’s un­pu­blished works“ er­öff­net. In dem Bei­trag be­rich­te­te der Re­fe­rent über die „Si­no-Bar­ba­ri­ca“ in dem sich heu­te in den Be­stän­den der Un­ga­ri­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten be­find­li­chen Nach­laß L. Li­ge­tis, der seit 2018 von ei­ner Ex­per­ten­kom­mis­sion, der der Vor­tra­gen­de selbst an­ge­hört, er­schlos­sen wird. Hier­bei stell­te der Re­fe­rent die Ma­te­ria­lien (– so­wohl die Grup­pen, zu de­nen sich die­se in­halt­lich zu­sam­men­fas­sen las­sen, als auch ein­zel­ne Stü­cke –) vor und lie­fer­te An­ga­ben zu Um­fang, Ma­ßen, Cha­rak­ter, Jah­ren, Or­ten etc. (so­fern an­ge­ge­ben) und den Zu­sam­men­hän­gen mit an­de­ren Be­stand­tei­len des Nach­las­ses, frei­lich auch pub­li­zier­ten Ar­bei­ten Li­ge­tis. Hier­auf folg­te der Vor­trag von Jun­ko Mi­ya­wa­ki-Oka­da (To­yo Bun­ko) „Gal­dan Bo­shoq­tu Khan’s mo­ther was a Kho­shuud, not a Tor­ghuud“, in dem die Re­fe­ren­tin an­hand des erst 1983 in Xīn­jiāng ent­deck­ten Mong­ghol-un ugh eki-yin te­üke auf die Her­kunft der Mut­ter Gal­dans ein­ging, wo­bei sie die ver­schie­de­nen Hy­po­the­sen hin­sicht­lich ih­rer Ab­stam­mung vor­stell­te und sich schließ­lich – dem dPag-bsam IJon-bzang (1748) fol­gend – für die An­nah­me aus­sprach, daß die­se die Toch­ter des Güü­shi Khan der Kho­shuud ge­we­sen ist. Den letz­ten Bei­trag des 2. Pa­nels bil­de­te der Vor­trag von Hart­mut Wal­ra­vens (In­ter­na­tio­nal ISMN Agen­cy) „On the tracks of a lost book“, in dem zu­nächst auf die Be­deu­tung der Man­ǯu-Stu­dien in Eu­ro­pa so­wie für die Si­no­lo­gie und Tun­gu­so­lo­gie ein­ge­gan­gen wur­de, be­vor der Referent sich dem ver­lo­re­nen Man­ǯu-Wör­ter­buch H. J. (v.) Klap­roths (1783-1835) zu­wand­te.

Das 3. Pa­nel, „Sour­ces and tra­di­tions“ wur­de von Pierre Mar­sones (École Pra­tique des Hau­tes Études, Pa­ris) Vor­trag „The sac­ri­fi­ces of the Khi­tan and sacred moun­tains in Khi­tan cul­ture. The Liao­shi as an ex­cep­tio­nal do­cu­men­ta­ry source on the cul­ture of an Al­taic people“ ein­ge­lei­tet. In dem Bei­trag ging der Ver­fas­ser vor al­lem auf das Liao­shi, das, ob­gleich es die üb­li­chen scha­blo­nen­haf­ten Cha­rak­te­ri­sie­run­gen der „nörd­li­chen Bar­ba­ren“ ent­hält, doch auch ei­ni­ge auf­schluß­rei­che An­ga­ben be­in­hal­tet. Hin­sicht­lich der Re­li­gion der Khi­tan wie­der­um lie­fern eini­ge In­schrif­ten (et­wa in bud­dhis­ti­schen Tem­peln) In­for­ma­tio­nen, al­ler­dings auch das Long­kan shou­jing. In ih­rer Ge­samt­heit bie­ten die­se Quel­len im­mer­hin hin­rei­chend Ma­te­rial für die Schaf­fung ei­nes Ein­drucks von den kai­ser­li­chen Ri­tua­len der Khi­tan und den Or­ten, an de­nen die­se durch­ge­führt wur­den. Im an­schlie­ßen­den Bei­trag re­fe­rier­te Sau­le Ta­zhi­ba­ye­va (L. N. Gu­mil­yov Eu­ra­sian Na­tio­nal Uni­ver­si­ty) dann über „New sour­ces for stu­dy of the Ka­zakhs­ta­ni Tur­kish com­mu­ni­ty“. Tat­säch­lich ging es hier­bei um die mes­che­ti­sche Ge­mein­schaft in Ka­sach­stān und de­ren Si­tua­tion. Die Mes­che­ten des Lan­des sind Nach­fah­ren der aus dem trans­kau­ka­si­schen Ge­biet 1944 nach Ka­sach­stān de­por­tier­ten Tür­ken. Hier­bei wur­den von der Re­fe­ren­tin die sprach­li­che Si­tua­tion, die in­ter­eth­ni­schen Be­zie­hun­gen, aber auch sol­che zur heu­ti­gen Tür­kei, de­ren Sprach­po­li­tik in Ka­sach­stān zur Ge­fähr­dung der mes­che­ti­schen Va­rie­tät in Ge­stalt der Ver­drän­gung durch das mo­der­ne Tür­kei­tür­ki­sche bei­trägt, be­han­delt. Hier­an an­schlie­ßend folg­te der Bei­trag von Mi­chal Schwarz (Ma­sa­ryk Uni­ver­si­ty), „Da­ta col­lec­ting and ana­ly­tic ap­proa­ches to­wards the oral me­mo­ry of the hu­man land­scape re­la­tions in the Mon­go­lian Al­tai“, in wel­chem der Re­fe­rent Er­geb­nis­se sei­ner lang­jäh­ri­gen Feld­for­schun­gen im Al­taj-Ge­biet (vor al­len im Hin­blick auf die Ur­jaŋ­chai) vor­stell­te. Die hier eben­falls skiz­zier­ten ge­gen­wär­ti­gen Feld­for­schun­gen zie­len einer­seits da­rauf ab das Ver­hält­nis zwi­schen Mensch, Tier und Land­schaft in der iden­ti­täts­bil­den­den münd­li­chen Über­lie­fe­rung der Eth­nien der Al­taj-Re­gion zu un­ter­su­chen und an­de­rer­seits For­schun­gen hin­sicht­lich ver­gleich­ba­rer Pro­zes­se bei al­ta­ji­schen Völ­kern in ent­fern­te­rer Ver­gan­gen­heit an­zu­re­gen. Be­schlos­sen wur­de die­ses 3. Pa­nel mit dem Bei­trag von Zsu­zsan­na Olach (Ja­giel­lo­nian Uni­ver­si­ty), „New sour­ces in Ka­raim lan­gu­age his­to­ry: The Ka­raim Bible trans­la­tions“, in dem die Re­fe­ren­tin von den Fort­schrit­ten des Pro­jekts zur Un­ter­su­chung der ka­rai­mi­schen Bi­bel­über­set­zun­gen be­rich­te­te. Ein be­son­de­res Au­gen­merk rich­te­te sie hier­bei auf die Ver­wen­dung des Suf­fi­xes –(X)p, aber auch Auf­fäl­lig­kei­ten der Lexik so­wie vor al­lem auf die Ab­wei­chun­gen der ver­schie­de­nen ka­rai­mi­schen Über­set­zun­gen der he­brä­ischen Bi­bel, wel­che be­deut­sam für das Ver­ständ­nis der Glau­bens­welt der Ka­rai­men sind.

Im ers­ten Vor­trag des 4. Pa­nels, „Is­sues in in­ter­pre­ting Tur­kic lan­gu­ages“, re­fe­rier­te Eka­te­ri­na Grud­ze­va (Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki) über „Tur­kic lan­gu­ages of Rus­sia: Cur­rent is­sues of ta­xo­no­my and vi­ta­li­ty“ und prä­sen­tier­te die Er­geb­nis­se ei­nes Pro­jekts zu An­zahl und so­zio-lin­guis­ti­scher La­ge der Turk­spra­che in Ruß­land, wel­che dort ein Fünf­tel der ge­spro­che­nen 155 Spra­chen aus­ma­chen. Hier­bei wur­den die Turk­spra­chen in sie­ben Grup­pen ge­ord­net. Die Zu­sam­men­stel­lung orien­tier­te sich da­bei an lin­guis­ti­schen, eth­ni­schen, de­mo­gra­phi­schen und geo­gra­phi­schen Kri­te­rien. Ein Ziel des Pro­jek­tes, wel­ches hier vor­ge­stellt wur­de, war die Er­mitt­lung des Gra­des der Be­wah­rung / Ge­fähr­dung der je­wei­li­gen Spra­chen. Im fol­gen­den Bei­trag, „The fea­tures of Tur­kic pro­verbs and its pa­ral­lels in Eu­ro­pean lan­gu­ages“ ging Rau­shan­gul Mu­ku­she­va (Sar­sen Aman­zho­lov East Ka­zakh­stan Uni­ver­si­ty) dem poe­ti­schen Cha­rak­ter eini­ger tür­ki­scher Spruch­weis­hei­ten / Sinn­sprü­che (aus dem Ka­sa­chi­schen, Kir­gi­si­schen, Tür­ki­schen, Ta­ta­ri­schen, Azer­bai­ǯa­ni­schen etc.) nach. Zu­dem be­han­del­te die Re­fe­ren­tin in ih­rem Bei­trag die mög­li­chen tür­ki­schen Ur­sprün­ge eini­ger un­ga­ri­scher Spruch­weis­hei­ten / Sinn­sprü­che, die teil­wei­se durch an­de­re eu­ro­päi­sche Spra­chen ver­mit­telt sind, mit­un­ter aber auch di­rekt aus tür­ki­schen Spra­chen ent­lehnt sein könn­ten, wo­bei auch die Ver­mitt­ler­rol­le des Bul­ga­ri­schen so­wie sla­vi­scher Spra­chen er­ör­tert wur­de. Im letz­ten Vor­trag des Pa­nels sprach Mu­rat Işık (Sze­ged Uni­ver­si­ty) über „The in­ter­pre­ta­tion of in­fi­ni­ti­val pa­ro­no­mas­tic usage in Bib­li­cal He­brew with­in Ka­raim Bible trans­la­tions“. In den ka­rai­mi­schen Tex­ten – hier be­reits den frü­hes­ten Über­set­zun­gen bib­li­scher Tex­te ins Ka­rai­mi­sche – fin­det sich eine mor­pho-syn­tak­ti­sche Bil­dung, die ge­mein­hin als „pa­ra­no­mas­ti­sche Kons­truk­tion“ be­zeich­net wird. Bei die­ser ist ein in­fi­ni­tes Verb dem­sel­ben fi­ni­ten Verb vor­an­ge­stellt. Hier­für hat es in der Ver­gan­gen­heit ver­schie­de­ne Er­klä­rungs­ver­su­che hin­sicht­lich der mög­li­chen Vor­bil­der ge­ge­ben – u.a. wur­de hier­für ein sla­vi­scher Ein­fluß be­müht. Die­ser je­doch kann auf­grund der Tat­sa­che, daß sich ent­spre­chen­de Kons­truk­tio­nen be­reits in den frü­hes­ten Über­set­zungs­tex­ten fin­den, weit­hin aus­ge­schlos­sen wer­den. Viel­mehr scheint hier, wie der Re­fe­rent über­zeu­gend dar­leg­te, eine Lehn­über­set­zung (streng­ge­nom­men Lehn­syn­tax) vor­zu­lie­gen.

Im ers­ten Bei­trag des 5. Pa­nels, „In­ter­pre­ting sour­ces in Al­taic lan­gu­ages“, re­fe­rier­te Er­bol Mu­nai (L. N. Gu­mil­yov Eu­ra­sian Na­tio­nal Uni­ver­si­ty) über „Lexi­cal-se­man­tic ana­ly­sis of oc­cu­pa­tio­nal names in Te­mür Qut­lugh Khan’s yar­lïğ. Es han­delt sich bei den yar­lïğs um of­fi­ziel­le Do­ku­men­te der Herr­scher der Gol­de­nen Hor­de, wel­che in mit­tel-qyp­ča­ki­scher Spra­che ab­ge­faßt wur­den. Die Ur­kun­den oder viel­mehr de­ren Spra­che, die hier ei­ner ge­naue­ren Be­trach­tung un­ter­zo­gen wur­de(n), stam­men aus der Kanz­lei Te­mür Qut­luġ Ḫāns und wa­ren En­de des 14. Jahr­hun­derts an die An­ge­hö­ri­gen der Gi­ray-Dy­nas­tie ge­rich­tet wor­den. Der Re­fe­rent stell­te in dem Vor­trag vor al­lem sei­ne For­schun­gen zur Se­man­tik der Be­rufs­be­zeich­nun­gen in die­sen Do­ku­men­ten vor. Im an­schlie­ßen­den Bei­trag von Liu Ge (Shaan­xi Nor­mal Uni­ver­si­ty), „A ge­ne­ral sur­vey of the con­di­tio­nal suf­fixes in 82 Ui­ghur con­tracts“, ging die Referentin der Ver­wen­dung des ver­kürz­ten Kon­di­tio­nal-Suf­fixes –sa, –, –za, – in ui­gu­ri­schen Do­ku­men­ten der Yuán-Zeit nach und un­ter­zog die An­nah­me L. V. Clarks, daß die­se Suf­fixe Auf­schluß über das mög­li­che Al­ter der Ur­kun­den ge­ben könn­ten, ei­ner kri­ti­schen Be­trach­tung. Nach An­sicht der Re­fe­ren­tin, stellt Clarks An­nah­me eine recht ein­sei­ti­ge Be­hand­lung dar, da sich die ver­kürz­ten Kon­di­tio­nal-Suf­fixe in den­sel­ben Do­ku­men­ten ne­ben den nicht-ver­kürz­ten (-sar, –sär) fin­den, letz­te­re häu­fi­ger in die­sen Do­ku­men­ten vor­kom­men und die Tex­te der Do­ku­men­te zu­dem ver­schie­de­ne Kon­di­tio­nal-Suf­fixe ent­hal­ten. Über die zu­vor un­ter­such­ten fünf­zehn Do­ku­men­te hin­aus wur­den von der Re­fe­ren­tin ge­le­gent­lich 82 wei­te­re Ma­nu­skrip­te ei­ner Mus­te­rung un­ter­zo­gen und die­se Ar­beit so­wie die Er­geb­nis­se vor­ge­stellt. Mit dem an­schlie­ßen­den Vor­trag von Ha­ru­na Ta­ni­ka­wa (Wa­se­da Uni­ver­si­ty), „Mon­go­lian as a Lin­gua fran­ca: Do­cu­ments sent from Rus­sia to Khal­kha Mon­go­lia du­ring the Qing pe­riod in The Mon­go­lian Na­tio­nal Cen­tral Ar­chives“, wur­de das Pa­nel be­schlos­sen. In dem Bei­trag wur­de auf die Di­plo­ma­tie nicht der Re­gie­run­gen des Rus­si­schen Reichs und Chi­nas vom 17. bis zum frü­hen 20. Jahr­hun­dert, son­dern viel­mehr auf die eher „lo­ka­le“ Ebe­ne des Aus­tauschs zwi­schen Ver­tre­tern des Za­ren­reichs in Si­bi­rien mit mon­go­li­schen Wür­den­trä­gern ein­ge­gan­gen. Schrift­li­che Zeug­nis­se die­ses Aus­tauschs fin­den sich heu­te im Mon­go­li­schen Na­tio­na­len Zen­tral­ar­chiv und zei­gen, wie im Vor­trag aus­ge­führt, daß das Me­dium die­ses dip­lo­ma­ti­schen Ver­kehrs die Mon­go­li­sche Spra­che war und rus­si­sche Ur­kun­den und Brie­fe in der Re­gel von mon­go­li­schen Über­set­zun­gen be­glei­tet wur­den. Im fol­gen­den Bei­trag stell­te Kyo­ko Mae­zo­no (Je­na Uni­ver­si­ty) das „Case Suf­fix -Ø in Mon­go­lian and Man­ju“ vor. Hier­bei wur­de auf ei­ne Ge­mein­sam­keit des Schrift­mon­go­li­schen mit dem Man­ǯu, näm­lich der Nicht-Mar­kie­rung des Ca­sus, an­hand von Bei­spie­len aus dem mon­go­li­schen, Er­de­ni-yin Tob­či und des­sen man­ǯu­ri­scher Über­set­zung, ein­ge­gan­gen. Im letz­ten Bei­trag des Pa­nels be­han­del­te As­syl­tas Kal­te­no­va (L. N. Gu­mi­lov Eu­ra­sian Na­tio­nal Uni­ver­si­ty) die „Con­tras­tive ana­ly­sis of food in­dus­try terms in Ka­zakh, Eng­lish, and Rus­sian lan­gu­ages on the ba­sis of le­gis­la­tive do­cu­ments“. In dem Vor­trag wur­den die Er­geb­nis­se der ver­glei­chen­den Un­ter­su­chung von mehr als 100 Ter­mi­ni aus dem Be­reich der Nah­rungs­mit­tel­her­stel­lung, die in ver­schie­de­nen Do­ku­men­ten in den ge­nann­ten Spra­chen er­schei­nen, vor­ge­stellt. Hier­bei spielt, wie die Re­fe­ren­tin dar­leg­te, ei­ne Rol­le, daß es ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten der Über­tra­gung der in Fra­ge ste­hen­den Ter­mi­no­lo­gie gibt (di­rek­te Ent­leh­nung, in­di­rek­te Ent­leh­nung), in wel­chen sich die his­to­ri­sche Ent­wick­lung der Ka­sa­chi­schen Spra­che wider­spie­gelt (hier vor al­lem durch die Über­tra­gung rus­si­scher Ter­mi­no­lo­gie ins Ka­sa­chi­sche, aber auch ei­ne sol­che aus dem Eng­li­schen als Re­flek­tion von Glo­ba­li­sie­rungs­pro­zes­sen).

Das fol­gen­de 6. Pa­nel, „Sour­ces for Ching­gi­sid his­to­ry“, wur­de mit dem Vor­trag von Em­ma Us­ma­no­va (Bu­ke­tov Ka­ra­gan­da Uni­ver­si­ty), „The mau­so­leum of Jo­chi Khan as le­ga­cy of the Su­fi move­ment in Cen­tral Asia“ be­gon­nen. In dem Bei­trag wur­den die Ge­schich­te und die Be­deu­tung, aber auch die Be­son­der­hei­ten des Ma­zars Jö­čis, des Vor­fah­ren der Ḫā­ne der Gol­de­nen Hor­de, be­leuch­tet. Wie die Re­fe­ren­tin be­ton­te, scheint ein Wi­der­spruch zwi­schen der mus­li­mi­schen Ar­chi­tek­tur und der Re­li­gions­zu­ge­hö­rig­keit des čiŋ­γis­ḫā­ni­di­schen Ab­kömm­lings, der in dem Bau­werk be­gra­ben wur­de, zu be­ste­hen. Aufgrund der Ähnlichkeit der Anlage mit anderen Mausoleen Tur­kes­tāns ist hier das Vor­lie­gen ei­ner Ver­men­gung vor-is­la­mi­scher und is­la­mi­scher Ri­tua­le zu ver­mu­ten. Im fol­gen­den Bei­trag, „Con­tex­tua­li­zing the Yar­lıqs from the Gol­den Horde and the La­ter Gol­den Hor­de“, be­han­del­te Uli Scha­mil­og­lu (Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty) die als Yar­lıqs be­zeich­ne­ten Ur­kun­den der Gol­de­nen Hor­de (13.-14. Jh.) und der so­ge­nann­ten „spä­ten“ Gol­de­nen Hor­de (15.-18. Jh.). Wie vom Ver­fas­ser aus­ge­führt, ha­ben die­se Do­ku­men­te schon seit J. v. Ham­mer-Purg­stall im­mer wie­der das In­te­res­se der Tur­ko­lo­gen ge­fun­den. Im Vor­trag ging U. Scha­mil­og­lu vor al­lem der Fra­ge der Ver­wen­dung von ver­schie­de­nen Ti­teln und Ter­mi­ni im Lau­fe der Jahr­hun­der­te und de­ren sich wan­deln­den Kon­tex­ten aus so­zial- und wirt­schafts­ge­schicht­li­cher, aber auch aus po­li­ti­scher Pers­pek­tive ein. Im fol­gen­den Vor­­trag von Sán­dor Papp (Sze­ged Uni­ver­si­ty), „Sour­ces to the eas­tern dip­lo­ma­cy of the Ot­to­man Em­pire (15th-17th cen­tu­ries)“, galt das In­te­res­se dann der Spra­che der Dip­lo­ma­tie des Os­ma­ni­schen Reichs mit den ter­ri­to­ria­len Herr­schafts­ver­bän­den „des Os­tens“. Aus­ge­hend von dem Um­stand, daß die Spra­che der Dip­lo­ma­tie in Zen­tral­asien ein tür­ki­sches Idiom war und die­se Tra­di­tion eben auch mit dem Os­ma­ni­schen Reich ge­teilt wur­de, ging der Re­fe­rent den Kon­ven­tio­nen des dip­lo­ma­ti­schen Ver­kehrs der Os­ma­nen an­hand von os­ma­ni­schen, per­si­schen und tür­ki­schen „Ak­ten­stü­cken“ in bis­lang un­ver­öf­fent­lich­ten Samm­lun­gen in Ar­chi­ven in Is­tan­bul, Wien und Tasch­kent nach. Hier­an an­schlie­ßend wand­te sich Bar­ba­ra Kell­ner-Hein­ke­le (Freie Uni­ver­si­tät Ber­lin) der „Steppe dip­lo­ma­cy: The Ka­zakh Les­ser Horde and its neigh­bours in the mid-18th cen­tu­ry“ zu. Seit der Un­ab­hän­gig­keit Ka­sach­stāns wur­den, wie die Re­fe­ren­tin be­ton­te, zahl­rei­che Ar­bei­ten zur Ge­schich­te des Lan­des her­aus­ge­bracht, un­ter die­sen auch Wer­ke, die sich mit den tra­di­tio­nel­len Reichs­bil­dun­gen be­faß­ten. Die His­to­ri­ker ha­ben in­zwi­schen zahl­rei­che Quel­len er­schlos­sen und aus­ge­wer­tet. Die Vor­tra­gen­de stell­te nun zwei Brie­fe des Ḫāns der Klei­nen Hor­de, Nur Ali, wel­che die­ser im Jah­re 1755 an Za­rin Eli­sa­ve­ta ge­rich­tet hat, vor. Die­se wa­ren den His­to­ri­kern ent­gan­gen, da sie sich im Ar­chiv für Au­ßen­po­li­tik des Rus­si­schen Rei­ches (AVPRI) falsch zu­ge­ord­net fan­den. Die bei­den Ma­nu­skrip­te wur­den von der Re­fe­ren­tin aus­führ­lich be­schrie­ben und in ih­ren his­to­ri­schen Kon­text ge­stellt.

Das fol­gen­de 7. Pa­nel, „Sour­ces for tra­di­tio­nal Al­taic re­li­gions“, wur­de von Mi­chael Knüp­pel (Arc­tic Stu­dies Cen­ter (ASC), Liao­cheng Uni­ver­si­ty) mit dem Vor­trag „Dæ­mo­no­lo­gia Tu­vi­ni­ca – names and con­cepts of ‘in­ter­me­dia­ry beings’ in Ty­van lan­gu­age and cul­ture“ er­öff­net. In dem Bei­trag be­han­del­te der Ver­fas­ser zwei Ge­gen­stän­de hin­sicht­lich der tu­wi­ni­schen Na­men von Gott­hei­ten, Geis­tern und my­thi­schen We­sen. Einer­seits den Sam­mel­be­griff der „Zwi­schen­we­sen“ und die Über­tra­gung die­ses Kon­zepts auf die tu­wi­ni­schen Ver­hält­nis­se und an­de­rer­seits das Pro­blem der Klas­si­fi­zie­rung die­ser Zwi­schen­we­sen bei den Tu­wi­nern im Kon­text der Klas­si­fi­zie­run­gen / Ka­te­go­ri­sie­run­gen von Zwi­schen­we­sen bei den al­ta­ji­schen Völ­kern (hier vor al­lem der frü­hen Tür­ken, aber auch der Tun­gu­sen) und des auch bei den Tu­wi­nern ver­brei­te­ten „nörd­li­chen“ Bud­dhis­mus. Be­schlos­sen wur­de die­ses Pa­nel mit dem Vor­trag von Dá­vid Som­fai Ka­ra (Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty), „The Maj­mū­cat ul-ta­wā­rih. A Sū­fi chro­nicle from the Far­ghā­na Val­ley and the Kir­ghiz epic tra­di­tion“, in dem auf ein per­si­sches Ma­nu­skript aus dem 16. Jahr­hun­dert, in wel­chem sich ei­ne Ver­mi­schung von vor-is­la­mi­scher, tur­ko-mon­go­li­scher Tra­di­tion mit An­schau­un­gen der Sū­fis zeigt, ein­ge­gan­gen wur­de. Die­ses Schrift­denk­mal stellt ein Zeug­nis aus der Zeit der Is­la­mi­sie­rung der step­pen­no­ma­di­schen Be­völ­ke­rung durch die Ver­tre­ter der Sū­fis, die Xwā­jas, die hier den Kampf der mus­li­mi­schen Kir­gi­sen in der epi­schen Tra­di­tion des Ma­nas ge­gen die „un­gläu­bi­gen“ Kal­mü­cken als „hei­li­gen Krieg“ be­schrei­ben, um die An­ge­hö­ri­gen der Stäm­me für ihr Wir­ken resp. den Is­lam zu ge­win­nen, dar.

Mit dem Bei­trag „Amu­ric – a new source for Al­taic stu­dies“ von Ju­ha Jan­hu­nen (Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki) wur­de das ach­te und letz­te Pa­nel, „New sour­ces for Al­taic stu­dies“ auf­ge­nom­men. In dem Vor­trag stell­te der Re­fe­rent vor, wie sich an­hand des „in­tern“ re-kons­truier­ten Amu­ri­schen, des­sen ver­blie­be­ne Glie­der, die Va­rie­tä­ten des Niv­chi­schen, dar­stel­len, Er­schei­nun­gen in den so­ge­nann­ten „al­ta­ji­schen“ Spra­chen er­klä­ren las­sen. Das Amu­ri­sche, wel­ches auch die do­mi­nie­ren­de Spra­che in der süd­li­chen Man­ǯu­rei, mög­li­cher­wei­se im Zu­sam­men­hang mit dem Reich von Pu­yŏ (Bu­yeo), ge­we­sen sein könn­te, dürf­te in lexi­ka­li­scher wie auch in struk­tu­rel­ler Hin­sicht so­wohl Ge­ber- als auch Neh­mer­spra­che in den Sprach­be­zie­hun­gen mit den al­ta­ji­schen Spra­chen ge­we­sen sein. Für die Stüt­zung der An­nah­men wur­den von J. Jan­hu­nen ver­schie­de­ne Bei­spie­le ge­ge­ben. Auf die­sen Bei­trag folg­te der Vor­trag von Sa­mi Hon­ka­sa­lo (Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki) und Ching­duang Yu­ra­yong (Uni­ver­si­ty of Hel­sin­ki) „Quan­ti­fi­ca­tion of ver­bal event: A new pers­pec­tive for stu­dying con­ver­gence and di­ver­gence across Al­taic lan­gu­ages“, in dem die Re­fe­ren­ten die Er­geb­nis­se ih­rer Un­ter­su­chung der Ver­tei­lung und Um­set­zun­gen der Mar­kie­rung der Zäh­lung von Er­eig­nis­sen im al­ta­ji­schen Ver­bal­sys­tem an­hand der Be­fun­de aus rund 40 al­ta­ji­schen Spra­chen so­wie vier­hun­dert wei­te­ren Spra­chen des öst­li­chen Eu­ra­sien vor­ge­stellt ha­ben. Tat­säch­lich gibt es zwei ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten, nach de­nen sich die­se Mar­kie­run­gen der Quan­ti­fi­zie­rung ty­po­lo­gisch klas­si­fi­zie­ren las­sen: (1.) die Un­ter­schei­dung, ob ei­ne Spra­che ein Klas­si­fi­zie­rungs­sys­tem zur Zäh­lung von En­ti­tä­ten (Subs­tan­tiv­klas­si­fi­zie­rer) und Vor­komm­nis­sen (Ver­bal­klas­si­fi­zie­rer) hat, und (2.) die mor­pho­syn­tak­ti­sche Rea­li­sie­rung der bei­den ver­blei­ben­den Stra­te­gien der Er­eig­nis­zäh­lung: ge­zähl­te Subs­tan­tive und Ite­ra­tive. Im fol­gen­den Bei­trag trug Ju­lie Le­fort (Cen­tre de re­cher­ches lin­guis­ti­ques sur l’Asie orien­tale (CRLAO), Pa­ris) über „Tur­kic vo­ca­bu­la­ry in Dong­xiang Mon­go­lian: a pos­sible subs­trate?“ vor. Im Dong­xiang-Mon­go­li­schen, des­sen Ge­ne­se nicht un­um­strit­ten ist und für wel­ches gar ein tür­ki­scher Ur­sprung an­ge­nom­men wur­de, fin­den sich tat­säch­lich eini­ge tür­ki­sche Wör­ter, die die Re­fe­ren­tin ei­ner ge­naue­ren Mus­te­rung un­ter­zo­gen hat. Sie schei­det die­se in (1.) ge­mein-tür­kisch-mon­go­li­sches Vo­ka­bu­lar und frü­he tür­ki­sche Ent­leh­nun­gen im Mit­tel-Mon­go­li­schen, (2.) re­gio­na­les Vo­ka­bu­lar, bei dem es sich um se­kun­dä­re tür­ki­sche Ent­leh­nun­gen han­delt und (3.) Wör­ter, die aus­schließ­lich im Dong­xiang-Mon­go­li­schen vor­kom­men und kei­ne Ent­spre­chun­gen in an­de­ren tür­ki­schen Spra­chen ha­ben. Bei den letz­te­ren dürf­te es sich wohl, wie von der Re­fe­ren­tin dar­ge­legt, um ein Subs­trat han­deln. An den Vor­trag an­schlie­ßend re­fe­rier­te Ding Shi­qing (Min­zu Uni­ver­si­ty) über „The con­ser­va­tion of Al­tai lan­gu­age re­sour­ces in Chi­na: Cur­rent si­tua­tion and pro­blems“, wo­bei ein Pro­jekt zum Schutz der Sprach­res­sou­rcen der Spra­chen und Dia­lek­te Chi­nas vor­ge­stellt wur­de. Das Pro­jekt hat­te in sei­ner ers­ten Pha­se (von 2015-2019) zu­nächst eine Da­ten­er­he­bung, de­ren Aus­wer­tung nun in der ge­gen­wär­tig lau­fen­den zwei­ten Pha­se er­folgt, zum Ge­gen­stand. Im Vor­trag wur­den all­ge­mei­ne Cha­rak­te­ris­ti­ka, be­ste­hen­de Schwie­rig­kei­ten und Aus­bli­cke auf die Zu­kunft hin­sicht­lich der in dem Pro­jekt mit­be­han­del­ten al­ta­ji­schen Spra­chen um­ris­sen. Be­schlos­sen wur­de das Pa­nel und da­mit die Fol­ge von Vor­trä­gen der Jah­res­ta­gung mit dem Bei­trag „De­fi­ning the new nor­mal: Trans­for­ma­tions of lexi­con and gram­mar in two Man­ju dic­tio­na­ries“ von Oli­ver Corff (PIAC), in wel­chem der Re­fe­rent die ver­schie­de­nen Tech­ni­ken der Über­ar­bei­tung des Man­ǯu-Wör­ter­buchs Han-i ara­ha Man­ju gi­sun-i nong­gi­me tok­to­bu­ha bu­le­ku bi­the (ge­druckt 1772) ge­gen­über dem ers­ten Man­ǯu-Wör­ter­buch, dem Han-i ara­ha Man­ju gi­sun-i bu­le­ku bi­the (ge­druckt 1708), vor­stell­te. Wie im Vor­trag dar­ge­stellt, kom­men sechs ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten, die al­le­samt um­ris­sen wur­den, in Fra­ge und fin­den sich tat­säch­lich auch beim Ver­gleich der Lem­ma­ta in den bei­den Fas­sun­gen des Wör­ter­buchs.

Be­glei­tet wur­de die Jah­res­ta­gung von ver­schie­de­nen Ak­ti­vi­tä­ten am Ran­de, wie dem Be­such des Do­ku­men­ta­tions­zen­trums von Al­zhir, des Na­tio­nal­mu­seums, der Haz­ret Sul­tan-Mo­schee, ei­ner Stadt­rund­fahrt so­wie ei­ner Füh­rung über den Cam­pus der Na­zar­ba­yev Uni­ver­si­ty.

Die­se 65. Jah­res­ta­gung, an der Bei­trä­ger aus rund ei­nem Dut­zend Län­der teil­ge­nom­men ha­ben und wel­che her­vor­ra­gend or­ga­ni­siert war, kann so­wohl hin­sicht­lich der Durch­füh­rung als auch der Qua­li­tät der Vor­trä­ge als ein be­mer­kens­wer­ter Er­folg be­trach­tet wer­den und al­le Teil­neh­mer und In­te­res­sen­ten dürf­ten der auf der Jah­res­ta­gung be­reits an­ge­kün­dig­ten kom­men­den Kon­fe­renz im Ju­ni 2024 in Göt­tin­gen mit gro­ßen Er­war­tun­gen ent­ge­gen­se­hen.

Michael Knüppel